Der Anruf kam um 10:30. Wir hätten nicht mehr viel Zeit, hiess es. Um 11:00 waren wir da. Inmitten all der lebenserhaltenden Technik sah dieser grosse Mann auf einem Mal so klein aus.
Er lag so friedlich da, zwischen all den Schläuchen und Kabeln. Seine faltigen Hände, als ob er sie gleich bewegen würde. So warm und weich. Ein Leben lang, 84 Jahre, hatte Ihn eine hartnäckige Psoriasis seinen Körper hassen lassen. Aber jetzt war die Haut glatt und weich und ohne Widerstand berührt zu werden. Irgendwie verrückt dass diese Nähe erst jetzt entsteht, obwohl ich die Sehnsucht danach ein Leben lang in mir getragen habe. Als ob wir uns im Leben, so, nicht begegnen konnten.
Zwei mal hab ich schon das Wunder der Geburt erlebt und jetzt bin ich wohl am anderen Ende des Spektrums angekommen, am Sterbebett meines Vaters. Und das Leben hat seine eigene Ironie. Punkt 12, als ich meinen ersten Atemzug macht, hörte sein Herz zu schlagen auf. Und zuhause stehen die Koffer gepackt, für eine Reise die heute losgehen sollte.
Die Koffer brauchst du wohl nicht mehr.
Leb wohl, ich liebe dich.